Nr. 04/21
Berlin, 6. Oktober 2021 – In der aktuellen Diskussion um die Reform der Gesundheitsausbildung wird zwischen Gegnern und Befürwortern einer ausschließlich hochschulischen Ausbildung von Therapeuten deutlich: Die Vollakademisierungs-Befürworter können den Beweis einer Attraktivitätssteigerung des Berufes und eine bessere Qualität für die Versorgung der Patienten nicht erbringen. Das bestätigte kürzlich ein Austausch der Verbände mit dem Bundesgesundheitsministerium. Es wurde deutlich, dass sich neben dem Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. (VDP) eine breite Mehrheit der Fachkollegen für Maßnahmen, wie Teilakademisierung, Schulgeldfreiheit und Ausbildungsvergütung ausspricht, um die praktische Arbeit durch mehr Fachkräfte am Patienten zu stärken.
Analog zu Industrie, Wirtschaft, Handel und Dienstleistung sind auch im Gesundheitssystem die beruflich ausgebildeten Fachkräfte unerlässlich, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Etablierte Berufsfachschulen sorgen heute für hervorragend ausgebildete Fachkräfte. Es wäre der falsche Weg, bewährte Ausbildungsstrukturen zu schließen, um in einem langjährigen Verfahren Plätze an Hochschulen zu schaffen. „Wir sollten genau darlegen können, wie viele PhysiotherapeutInnen tatsächlich mit einem Hochschulabschluss für welche Tätigkeiten benötigt werden. Danach bemisst sich der Bedarf an akademisch gebildeten Therapeuten“, sagt Petra Witt, Mitglied des VDP Präsidiums und Vorsitzende der Gesundheitsschulen im VDP. Dafür legte der Wissenschaftsrat dar, dass eine Akademisierungsquote von zehn bis 20 Prozent in den Therapieberufen ausreichend ist. Einem Team von fünf bis zehn Kollegen sollte demnach jeweils ein höherqualifizierter Spezialist angehören.
Zudem würde eine Vollakademisierung laut VDP neue Zugangshürden in die Ausbildung und den Beruf schaffen. Dabei braucht es alle leistungsstarken Schülerinnen und Schüler, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten. „Vielmehr sollte allen angehenden Therapeuten eine Ausbildungsvergütung gezahlt werden. Der Vorschlag, die hierfür zusätzlich benötigten Finanzmittel in den Aufbau von Studiengängen zu stecken, ist unverständlich und hilft bei der Sicherung des Fachkräftebedarfes mit Sicherheit nicht weiter“, so Petra Witt.
Positiv bewertet Witt die politische Debatte darüber, dass zukünftig Absolventen einer Berufsfachschulausbildung in Kombination mit einem entweder berufsbegleitenden oder anschließenden Bachelorstudium in der Berufsausübung einen sogenannten Direktzugang erhalten. Praxisnahe Berufsausbildung in der Berufsfachschule plus Studium wären hierfür beste Voraussetzungen.
Zur Allianz für Gesundheitsschulen:
Im Rahmen der Kampagne #wirstaerkeneuchdenruecken positioniert sich die Allianz für Gesundheitsschulen zu notwendigen Reformen der berufsfachschulischen Ausbildung. Auszubildende kommen mit ihren Ideen und Forderungen zu Wort und Vor-Ort Gespräche in den Schulen mit Bundestagsabgeordneten ergänzen die politische Arbeit der Allianz.
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