Kathrin von Holst
Referentin

Physiotherapie trifft Politik

Gesundheitsversorgung sichern I Zukunft der Ausbildung stärken

Am 13. März hatten der Verband Deutscher Privatschulverbände, der VDB Physiotherapieverband und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband zur Veranstaltung „Physiotherapie trifft Politik – Gesundheitsversorgung sichern, Zukunft der Ausbildung stärken“ eingeladen. Mit über 600 Teilnehmenden vor Ort und virtuell war das Interesse an dem Austausch zwischen VertreterInnen aus Politik, Physiotherapie, Krankenkassen und Verbänden groß. Diese enorme Resonanz zeigt, wie sehr das Thema Versorgungssicherheit, Ausbildung und Akademisierung die Akteure im Therapiebereich bewegt. 

Matthias Killing hat die Gesamtmoderation der Veranstaltung übernommen und dabei gekonnt die relevanten Themen und Positionen zur Sprache gebracht. In seiner Rede wies Markus Algermissen, Unterabteilungsleiter Medizin- und Berufsrecht im Bundesgesundheitsministerium, auf die Dringlichkeit einer Reform in den Therapieberufen hin und betonte, dass bei der Umsetzung ein Nebeneinander von berufsfachschulischer und hochschulischer Qualifikation und somit eine Teilakademisierung vorgesehen sei. “Wir wollen einen möglichst breiten und für möglichst viele Ausbildungs- und Studieninteressierte gestalteten Berufszugang. Nur das kann helfen, eine breite Fachkräftebasis […] auch in der Physiotherapie zu sichern”, machte Algermissen mehrfach deutlich. Die Frage nach den Unterschieden zwischen den beiden Ausbildungsgängen blieb noch ebenso offen, wie die nach der Finanzierung und Zukunft der Ausbildung zum Masseur/med. Bademeister.

Prof. Dr. Thomas Bals, Berufspädagoge an der Universität Osnabrück, setzte sich anschließend aus wissenschaftlicher Sicht mit der Frage auseinander, wo berufliche Bildung am besten zu verankern sei und kam aus mehreren Gründen zu dem Ergebnis, dass bei den Berufsfachschulen die Vorteile überwiegen. Anhand der Statistiken der letzten Jahre zeigte Prof. Dr. Bals auf, dass die Berufsausbildung aktuell die tragende Säule des Fachkräftemarktes ist. Trotz einer demographisch bedingten, sinkenden Anzahl von Schulabgängern/innen stiegen die Ausbildungszahlen in den Gesundheitsfachberufen von 2018/2019 zu 2019/2020 deutlich an. Bei Studiengängen hingegen sind enorm hohe Abbrecherquoten zu verzeichnen. “Gerade an der Pflegeausbildung sieht man sehr deutlich, dass da, wo wir jetzt diese beiden Optionen haben […], da haben wir eine ganz klare Abstimmung […] zugunsten der Ausbildung.”, merkt Prof. Dr. Bals an. Perspektivisch plädiert er dafür, Akademisierung im Kontext eines umfassenden Bildungskonzepts für das Gesundheitswesen zu denken und zu organisieren. Die Konzentration auf die Steigerung der Ausbildungsattraktivität und Ausbildungsqualität ist dabei unerlässlich.

In der zweiten Hälfte der Veranstaltung diskutierten Petra Witt, Mitglied des VDP Präsidiums; Wolfgang Oster, stv. Bundesvorsitzender des VDB-Physiotherapieverbandes; Christiane Möller, Justitiarin des DBSV; Prof. Dr. Christoph Egner von der Diploma Hochschule Nordhessen; Elke Maßing vom GKV-Spitzenverband; Bettina Müller, MdB, SPD-Bundestagsfraktion und Peter Aumer, MdB, CDU-Bundestagsfraktion auf dem Podium über die Zukunft der Therapieausbildung. Ein Großteil der Diskutanten sprach sich für die Beibehaltung des dreigliedrigen Systems aus. Einigkeit herrschte vor allem darin, dass bei der Reform der Physiotherapieausbildung eine Teilakademisierung angestrebt werden sollte und die Ausbildung zum Masseur/med. Bademeister als wichtiger Gesundheitsfachberuf erhalten werden müsse. Bettina Müller geht davon aus, dass eine Vollakademisierung so nicht kommen werde. Auch, weil die Länder es nicht unterstützen. Daher sollte man in diese Diskussion Ihrer Ansicht nach nicht zu viel Kraft verschwenden. Vielmehr werde es um eine Teilakademisierung gehen. Wie diese aber konkret aussehen wird, sei aktuell noch Teil der Diskussion. An dieser Diskussion wird sich der VDP in den nächsten Monaten weiter konstruktiv beteiligen. 

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Infografik

 

Download: Kritisches Zwischenresümée zur Akademisierung der Gesundheitsfachberufe