2012 eine kontinuierliche Leistungssteigerung attestierten (2015 gab es einen leichten Rückgang in den Domänen Mathematik und Naturwissenschaf- ten) und nun stabil oberhalb des OECD-Mittelwerts liegen. In der Folge wird vielerorts resümiert, dass der eingeschlagene Reformweg erfolgreich sei, wodurch der öffentliche Druck auf die Verbesse- rung des Bildungswesens nachgelassen hat. Inwie- fern es nützlich ist, eine solche Verkürzung von hochkomplexen Zusammenhängen zuzulassen, soll an dieser Stelle dahingestellt bleiben. Stattdessen wird hier der Blick auf eine fest umris- sene Gruppe von Ländern gelenkt, die regelmäßig die vorderen Plätze beim internationalen Ranking belegen. Diese sind China, Finnland, Japan, Kanada und Südkorea. Auch wenn es geboten ist, kri- tisch auf die Motivlage der Auftraggeber und die methodischen Details der PISA-Studie zu schauen, wird mit dem Buch „Die Bildungssysteme der erfolgreichsten PISA-Länder“ versucht, die Gestalt des Bildungswesens der genannten Länder auf der Grundlage geografischer, historischer, sozialer, politischer sowie kultureller Zusammenhänge miteinander zu vergleichen. Nach einer umfassenden Darstellung der einzelnen Länder wagen sich die Autorinnen an ein abschließendes Resümee, wobei sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass keine selektive Referenzen für eine deutsche Reformdebatte und keine Projektionsfläche für die eigene Vorstellung von Schule damit angeboten werden sollen. Unter Berücksichtigung von Detailreich- tum und gebotener Abstraktion werden vier Analogien zwischen dem nordischen Finnland, dem von Diversität einer Einwanderungsgesellschaft geprägten Kanada und den konfuzianisch beeinflussten Gesellschaften China, Japan und Südkorea vorgestellt. (1) In den Gesellschaften der ausgewählten Länder herrscht bildungspolitisch ein hoher Konsens über die Prioritäten im Bildungswesen. Dies prägt das Handeln auf der legislativen wie der exekutiven Ebene und kommt weitgehend ohne ideologische und bildungs- politische Machtkämpfe aus. Reformen vollziehen sich entsprechend fortlaufend und folgen weitgehend Emp- fehlungen eines systematischen Bildungsmonitorings. Schule wird als Ort gesehen, der nicht nur Lebenschan- cen eröffnet, sondern gesellschaftliche Entwicklung im Sinne des Gemeinwesens beeinflusst. Dies wirkt sich iStock.com/Halfpoint nachhaltig positiv auf das Ansehen von Schule und dem Lehrberuf aus. (2) Neben herausragenden Ergebnissen im Leistungsran- king vereint die untersuchten Länder eine weitgehende Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Die ambitionierten Bildungsziele gelten für alle Kinder gleichermaßen und eine Selektion sowie Etikettierung sind innerhalb der ersten neun Schuljahre regulär nicht vorgesehen. Es scheint Konsens zu sein, dass (fast) die ganze Schülerschaft ein hohes Leistungsniveau erreichen kann. Zur Unterstützung beim Erreichen der Ziele stehen in der Schule nicht nur Lehrpersonen, sondern auch andere Professionen zur Verfügung. (3) Eine weitere Gemeinsamkeit scheint in einem lehrer- geführten instruktiven Unterricht zu liegen, der in einem hohen Maß zu kognitiver Aktivierung führen kann. In Kombination mit transparenten und einheitlichen Bildungszielen, passenden Lehrmaterialen und Assess- ment-Instrumenten werden individuelle Unterstützungs- maßnahmen unbürokratisch für schwächere Schüler angeboten. Die wohlwollende Erwartungshaltung ist dabei, dass alle Beteiligten gemeinsam am ambitionierten Bildungsziel arbeiten. Dadurch gibt es Differenzierungen Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 9