nicht nur die Arbeit mit den Medien, sondern auch der reflektierte Umgang muss Bestandteil der Digi- talisierung sein. Was beinhaltet die digitale Standardausstattung an der Mainzer Steinhöfelschule? TV: Natürlich eine gute WLAN-Abdeckung im gesamten Haus und vor allen Dingen eine einheitliche Ausstattung aller Räume mit interaktivem Board, Touch-Rechnern und Zugang zu unseren Cloud-Diensten. Einheitlich bedeutet dabei, dass alle Räume dieselbe Hardware und dieselbe Softwareversion verwenden, so dass sich die Kollegen in jedem Raum blind zurechtfinden. Außerdem eine private Cloud für die Kollegen zur besseren Zusammenarbeit in Bezug auf die Schüler und die Unterrichtsmaterialien. Wie findet digitaler Unterricht in der Steinhöfelschule statt? JV: Reale Probleme werden mit Hilfe von unterschied- lichen Medien betrachtet und bearbeitet. Die Computer werden sowohl als Recherche- als auch als Schreib- oder Präsentationswerkzeug genutzt, genauso wie zur Wissensabfrage. Dabei kommt der PC mit seiner Programmvielfalt, aber auch das Handy zum Einsatz. TV: Digitale Medien bilden Alltagsroutinen ab. Mit einem Intranet zu arbeiten, kann man nicht durch eine Einheit im Lehrplan lernen, sondern nur durch regelmäßige Anwendungen und das Ausbilden von Routinen – insbesondere, was die Selbstorganisation und die Organisation inklusive Sicherung von Daten angeht. Um die Routinen auszubilden, ist der PC als Arbeitsgerät für den einzelnen Schüler unabdingbar – und zwar als ein vollwertiges Gerät; kein Tablet, das nur zu kurzen Recherchen oder für einige spaßvolle Apps verwendet wird. Der Einsatz digitaler Technik wird unter Lehrern oft zwiegespalten gesehen. Wie haben Sie die Skeptiker mitgenommen? TV: Einerseits natürlich durch regelmäßige Fortbil- dungen – und zwar im Haus und im gesamten Team. Andererseits durch verstärkten Personaleinsatz – Leh- 30 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft Sie geben der Steinhöfelschule als SmartSchool ihr Gesicht: IT-Administrator Christian Möller und Schulträgerin Tina Veigel bei der Preisver- leihung in Berlin. Foto: VDP /Bahr rer konnten für Unterrichtsphasen, in denen sie neue Technik oder neue Programm verwendet haben, anmelden, dass sie gerne Unterstützung hätten. Dann kam eine zweite Person dazu, die sich um den Tafeleinsatz, um die Software und um PC-Probleme der Schüler gekümmert hat, so dass sich die Lehrkraft auf den Unterricht konzentrieren konnte. Dabei ist das eigene Wissen angstfrei gewachsen. JV: Der Einstieg in die Schulung mit Computern ist ein Einstieg mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Wesent- lich ist dabei, dass es ein Kernteam gibt, das startet und nach und nach über interne Schulungen die anderen Kollegen mitnehmen und von Vorteilen überzeugen kann. PC-Schulungen von externen Referenten sind bei Weitem nicht so wirksam wie Schulungen aus der eigenen Mitte, denn Dozenten, die selber nicht Lehrer sind, kennen die Bedarfe im Klassenraum nicht und lehren lediglich Anwendungswissen, ohne eine Idee zu haben, was dabei im Klassenraum alles schiefgehen kann und wie das Wissen für Lehrer aufbereitet werden muss. Was müssen Schulen beachten, die auf dem Weg sind, digital zu werden? TV: Dass sie sich dabei nicht selbst aus den Augen ver- lieren. Zuallererst muss die Frage nach den Schulzielen gestellt stehen. Erst wenn klar definiert ist, welche Ideale man als Schule hat und wie das eigene Leitbild aussieht, kann man schauen, in welchen Bereichen eine Digitalisierung einen Mehrwert bringt. Das für den Digi- talpakt geforderte Konzept sollte nicht ein Papier sein, das nur als Mittel zum Zweck gesehen wird, sondern dieses Konzept kann der Schlüssel zum Erfolg werden, wenn man es ernsthaft durchdenkt und dann auch mit Meilensteinen versieht, die nachverfolgt werden. JV: Vor der Ausstattung steht der Gedanke, was mit dem Einsatz digitaler Medien erreicht bzw. geschult werden soll. Zunächst also muss überlegt und bespro- chen werden, wie der jeweilige Einsatz erfolgen soll.