• Editorial

  • Inhaltsverzeichnis

  • Demokratie braucht Bildungsvielfalt

  • Positionen des VDP zur BTW

  • Arbeitswelt 4.0

  • Interview KMK-Präsidentin

  • Kita digital

  • Lernen im Beruf

  • Bundesfinanzhilfen

  • Sonderungsverbot Ba-Wü

  • Mittelstand-Digital im Norden

  • Neuer Vorstand

  • Fachgruppe Internationales

  • Vom Lehrerzimmer zur Lehrerloung

  • Innovative Benefits für Lehrer

Verband Deutscher Privatschulverbände e. V. Ausgabe Juni 2017 Freie Bildung Schule – Beruf – Gesellschaft TITELTH E M A I M F O KU S A K TU ELLES VDP positioniert sich zur Bundestagswahl 2017 KMK-Präsidentin Dr. Susanne Eisenmann im Interview Bundesfinanzhilfen für Bildungseinrichtungen
Liebe Leserinnen und Leser, dieses Jahr steht ganz im Zeichen der Bundestagswahl. Es bleibt ab - zuwarten, welche bildungspoliti- schen Schwerpunkte die Parteien in ihren Wahlprogrammen set- zen. Der VDP-Dachverband hat seine Forderungen an die Bun- despolitik bereits veröffentlicht. Unter dem Motto „Demokratie braucht Bildungsvielfalt“ wird er bis zur Wahl im September die Positionierung der Kandidaten und Bundesparteien aufmerksam ver- folgen und über bildungs- und arbeitsmarktpolitische Schlüsselthe- men informieren. Die Sommerausgabe unseres Verbandsmagazins, die zum ersten Mal unter dem Namen „Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft“ erscheint, widmet sich diesem Thema. Lesen Sie außerdem in einem Beitrag von Prof. Hubert Esser vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wie wir den Wandel hin zur "Arbeitswelt 4.0" aktiv gestalten. In einem weiteren Artikel erfahren Sie von Eva Reichert-Garschhammer vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) München, welche Chancen digitale Bildung in der frühkindlichen Bildung mit sich bringt. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Dr. Susanne Eisenmann, geht im Interview auf die Schwerpunktthemen ihrer Präsidentschaft ein und ich erläutere, wieso Bildungsvielfalt für Deutschland so wichtig ist und welchen Beitrag freie Schulen dafür leisten. Zuletzt möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Freie Bildung zukünftig auch als blätterbares Onlinemagazin erscheint. Damit geht der VDP einen weiteren Schritt Richtung Digitalisierung. Den Link finden Sie auf unserer Homepage: www.privatschulen.de. Ich wünsche Ihnen eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre! Ihr Dr. Klaus Vogt VDP-Präsident Titelthema VDP positioniert sich zur Bundestagswahl 2017 Seite 4 Im Fokus KMK-Präsidentin Dr. Susanne Eisenmann im Interview Seite 10 Aktuelles Bundesfinanzhilfen für Bildungseinrichtungen Seite 20
Jetzt vormerken! VDP-Bundeskongress 2017 „Demokratie braucht Bildungsvielfalt“ vom 23. bis 24. November 2017 Maritim Airport Hotel, Hannover 9 Prof. Dr. Hubert Esser Arbeitswelt 4.0 – den Wandel aktiv gestalten 11 Robert Renner KMK-Präsidentin Dr. Susanne Eisenmann im Interview 13 Eva Reichert-Garschhammer Kita digital – Chancen der Digitalisierung für das Bildungssystem Kita 17 Jürgen Oelkers Lernen im Beruf und die Rolle der Schulleitung Im Fokus Aktuelles 4 Dr. Klaus Vogt Demokratie braucht Bildungsvielfalt 20 Ellen Jacob und Kirsten Käss Bundesfinanzhilfen für Bildungseinrichtungen © iStock.com / skynesher © iStock.com / pixdeluxe 23 Christina Metke Individuelles Familienein- kommen wird beim Sonde- rungsverbot herangezogen Aus dem Verband 26 Axel Graefe Mittelstand-Digital im Norden 28 VDP hat neuen Vorstand gewählt 29 Neue Fachgruppe „Internationales“ gegründet Partnerschaften 30 Angelika Holderried Vom Lehrerzimmer zur Lehrerlounge 33 Dirk Lauffer Innovative Benefits sind bei Lehrern und Lehrerinnen gefragt
I M FOK US Demokratie braucht Bildungsvielfalt VDP positioniert sich zur Bundestagswahl 2017 von Dr. Klaus Vogt, Präsident des VDP Am 24. September dieses Jahres findet die Bundestags- wahl statt. Der Wahlkampf nimmt allmählich Fahrt auf und die Parteien setzen ihre Schwerpunktthemen. Mit großer Einstimmigkeit wird dabei immer wieder die Schlüsselfunktion der Bildung betont. Seit den aufrüt- telnden PISA-Ergebnissen vor 15 Jahren hat sich viel getan. Themen wie Ganztagsschule, frühkindliche Bil- dung, Betreuungssysteme und Schulstrukturen gerieten in den Fokus der Politik. Bis heute sind jedoch viele neue Herausforderungen dazugekommen. Die Integration von zugewanderten und geflüchteten Menschen sowie die digitale Bildung spielen bei der zukünftigen Planung eine wichtige Rolle. deutsche Bildungslandschaft. Von ihnen gehen entscheidende pädagogische Impulse aus. Des- halb ist ein funktionierendes freies Schulwesen auch für eine erfolgreiche „Bildungsrepublik Deutschland“ unerlässlich. Um dem demokrati- schen Grundgedanken einer vielfältigen Bildungs- landschaft gerecht zu werden, müssen Schüler und Eltern echte Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen pädagogischen Konzepten und schulischen Organisationsformen haben. Sie müssen dasjenige Bildungsangebot frei wählen können, welches bestmöglich ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse erfüllt. Unter dem Motto „Demokratie braucht Bildungsvielfalt“ begleitet der Verband Deutscher Privatschulverbände e. V. (VDP) die Bundestagswahl mit seinen Positionen zu aktuellen bildungspolitischen Themen und weist auf seine Rolle im deutschen Bildungssystem hin. Freie Bildungseinrichtungen sind mehr als eine grundgesetz- lich geschützte Angebotsalternative. Die Leistung eines Bildungssystems hängt maßgeblich von der Vielfältigkeit seiner Wege und Möglichkeiten ab. Je differenzierter das Bildungswesen auf die unterschiedlichen Neigungen, Interessen und Bedarfslagen von Schülerinnen und Schülern eingehen kann, desto größer ist sein Erfolg. Freie Schulen sind Innovationsmotoren für die gesamte Wirft man einen Blick in die Statistik, wird schnell ersichtlich, dass immer mehr Eltern ihr Recht auf freie Schulwahl in Anspruch nehmen. Im vergangenen Schuljahr 2015/16 gab es insge- samt 5.814 Schulen in freier Trägerschaft. Das ist ein Zuwachs von 80 Prozent im Vergleich zum Schuljahr 1992/93. Damit sind elf Prozent aller allgemeinbildenden und 25 Prozent aller berufsbildenden Schulen in Deutschland in freier Trägerschaft. Auch die Zahl der Schüler an freien Schulen stieg in den vergangenen Jah- ren kontinuierlich auf aktuell rund 743.534 an allgemeinbildenden Schulen. Von den rund elf 4 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
© Rawpixel.com / Fotolia Millionen Schülern in Deutschland besucht somit etwa jeder elfte eine freie Bildungseinrichtung. werden, um Vielfalt in der Bildungslandschaft zu garantieren. Einer der wichtigsten Gründe für diesen Zuspruch ist das vielfältige Angebot der Privatschulen mit speziellen pädagogischen und fachlichen Ausdifferenzierungen. Dazu gehören beispielsweise Schulkonzepte für digitales Lernen, bilinguale oder erweiterte Fremdsprachenange- bote sowie Betreuung im Ganztag. Hinzu kommt, dass die Persönlichkeitsentwicklung sowie die Förderung von Sozial- und Handlungskompetenzen bei Privatschulen genauso im Zentrum der pädagogischen Arbeit stehen wie die Wissensvermittlung. Wenn es um die Wahl der Schule geht, beschäftigen sich deshalb immer mehr Eltern mit dem jeweiligen Schulkonzept. Schulen in freier Trägerschaft müssen als fester Bestandteil des öffentlichen Bildungswesens begriffen werden. Nur so kann ein leistungsfä- higes und international vergleichbares Bildungs- system garantiert werden. Ziel der Bildungspolitik muss es sein, durch einen qualitätsfördernden Wettbewerb das Engagement, die Kreativität und die Selbstständigkeit aller Bildungsanbieter zu fördern. Nur durch diesen Wettbewerb wird das Bildungssystem zugunsten aller kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Bildungsvielfalt war deshalb noch nie so wichtig wie heute! Obwohl die Innovationskraft freier Schulen allgemein anerkannt ist, werden sie in vielen Bundesländern nicht ausreichend finanziert. Der verfassungsrechtlich garan- tierte Zuschuss reicht in den meisten Fällen nicht aus, um die Gebäude-, Sach- und Personalkosten zu decken. In vielen Bundesländern erhalten freie Schulen in den ersten drei Jahren ihres Bestehens außerdem keine staatliche Finanzhilfe. Aufgrund dieser Situation müssen sie Schulgelder erheben. Dabei ist ihnen die Allgemein- zugänglichkeit besonders wichtig. Eine ausreichende staatliche Finanzierung muss deshalb gewährleistet Dr. Klaus Vogt Präsident des VDP Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 5
und grundlegenden Rahmenbedingungen zu kontrollieren. Dabei müssen für die Privatschulen eigene pädagogische und organisatorische Wege möglich sein. Der VDP fordert die Politik auf, Schulen in freier Trägerschaft größtmögliche Freiräume für alter- native methodische und pädagogische Konzepte einzuräumen. So werden das Engagement, die Kreativität und die Selbstständigkeit aller Bil- dungsanbieter gefördert und das Bildungs- und Ausbildungssystem zugunsten aller weiterent- wickelt und verbessert. 3. Bildung in den Mittelpunkt stellen – Bildungs- investitionen steigern Deutschland liegt, gemessen am Bruttoinlands- produkt, bei den Bildungsausgaben im internati- onalen Vergleich unter dem OECD-Durchschnitt. Zugleich beliefen sich die Überschüsse im Bundes- haushalt allein im Jahr 2016 auf 6,2 Milliarden Euro. © Jane Kelly / Fotolia © Gstudio Group / Fotolia Der VDP positioniert sich mit folgenden Forderungen an die Politik: 1. Privatschulfreiheit garantieren Im Grundgesetz in Artikel 7 Absatz 4 findet sich das verfassungsmäßige Recht auf Gründung einer Privat- schule. Damit sind Schulen in freier Trägerschaft fester Bestandteil des Bildungssystems. Sie verstehen sich als Erweiterung und Ergänzung und wirken mit ihren innovativen Ansätzen und pädagogischen Konzepten als Impulsgeber und Motor. Der VDP setzt sich dafür ein, der Privatschulfreiheit vollumfänglich Geltung zu verschaffen. Staatlichen und freien Bildungsträgern müssen vergleichbare rechtliche Rahmenbedingungen – insbesondere hinsichtlich ihrer Gründung, ihrer Finanzierung und der Anerkennung von Lehrkräften – zugesichert werden. 2. Bildungsvielfalt braucht Freiraum bei pädagogischen und konzeptionellen Ansätzen Bildungsvielfalt in Deutschland ermöglicht, dass Eltern, Schüler und Auszubildende ihr Wahlrecht nutzen und ein Bildungsangebot auswählen können, welches indi- viduell am besten zu ihnen passt. Schulen in freier Trägerschaft sind verpflichtet, hin- sichtlich personeller, organisatorischer und didaktischer Fragen den hohen Standards zu entsprechen. Der Staat hat die Aufgabe, die Einhaltung von Qualitätsstandards 6 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
dung denen des Dualsystems gleichgestellt sein. Von beiden Berufsabschlüssen (Kammerprüfungen und schulischen Prüfungen) ausgehend soll der Zugang in die Aufstiegsfortbildung möglich sein. 5. Stabile Rahmenbedingungen für die berufliche Qualifizierung schaffen Die Arbeitslosenzahlen sind weiter rückläufig. Deutschland hat eine positive konjunkturelle Entwicklung. Für den beruflichen Wieder- einstieg von Arbeitslosen ist aber weniger die gesamtwirtschaftliche Situation als vielmehr ihre persönliche und berufliche Qualifikati- on entscheidend. 6,5 Millionen Erwerbstätige haben in Deutschland keine abgeschlossene Berufsausbildung. Daher fordert der VDP eine bedarfsgerechte, ziel- gerichtete und zeitlich angemessene Förderung und Qualifizierung, um Arbeitslose nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Kürzun- gen des Eingliederungstitels der Bundesagentur für Arbeit müssen korrigiert werden. Zugleich sind die finanziellen Mittel für Maßnahmen © Gstudio Group / Fotolia Der VDP fordert, dass der Bund diese Überschüsse trotz des Kooperationsverbotes dafür einsetzt, um gemeinsam mit den Bundesländern das Bildungssystem zu verbes- sern, voranzubringen und zukunftsfähig zu gestalten. Der Bund sollte die Bundesländer durch zielgerichtete Förderprogramme dabei unterstützen, ihre Bildungsausga- ben zu erhöhen. Dabei müssen die Bildungsinvestitionen des Bundes und der Länder allen Bildungseinrichtungen unabhängig von ihrer Trägerschaft zugutekommen. 4. Stärkung der beruflichen Ausbildung und Auf stiegsfortbildung Die berufliche Ausbildung garantiert die Leistungsfä- higkeit unseres Landes. Neben der dualen Ausbildung ist die schulische Berufsausbildung traditionell eine wichtige Säule in der Berufsausbildung. Der VDP fordert die Gleichwertigkeit der akademischen und beruflichen Bildung. Berufliche Aufstiegsfort- bildungen (wie Meister, Techniker, Fachwirt) müssen ausgebaut und in ein gestuftes und durchlässiges Gesamtsystem eingebunden werden. In Hinblick auf den Zugang und die Durchlässigkeit müssen die Absolventen der schulischen Berufsausbil- © robu_s / Fotolia Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 7
zur beruflichen Weiterbildung, zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung aufzustocken. Auf aktuelle Bedarfslagen – wie durch den Zuzug vieler beruflich nur gering qualifizierter Menschen nach Deutschland – muss vor Ort flexibel reagiert werden können. 6. Integration durch Sprache, Bildung und Ausbildung fördern Deutschland steht bildungs- und arbeitsmarktpolitisch vor einer großen Herausforderung, denn Bildung ist der wesentliche Schlüssel zur Integration. Mit hohem Engagement und Flexibilität meistern Bildungseinrich- tungen in freier Trägerschaft die Integration in Schule und berufliche Aus- und Weiterbildung sowie die Vermittlung der deutschen Sprache. Um diese erfolgreiche Arbeit langfristig zu sichern, sind aus Sicht des VDP die aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen und flexible Lösungen vor Ort zuzulassen. Neben einer Garantievergütung in den Integrations- kursen fordert der VDP den Ausbau der Betreuung der Teilnehmer vor Ort, u. a. in den Integrationskursen und Maßnahmen der Arbeitsförderung. Die zurzeit ungenü- gende beispielsweise sozialpädagogische Betreuung ist eine der wesentlichen Ursachen für Abbrüche. © Julien Eichinger / Fotolia 8 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft Der VDP befürwortet die Schaffung modularer Teilqualifikationen zum Erwerb einer beruflichen Ausbildung. 7. Weiterbildungsförderung ausweiten Internationale Vergleichsstudien zeigen, dass in Deutschland dringender Handlungsbedarf für Investitionen in Weiterbildung besteht. Der VDP fordert Politik und Wirtschaft auf, individuelle und von Unternehmen geförderte Bildungsanstrengungen zu unterstützen, mehr in Weiterbildung zu investieren und eine Kultur des lebenslangen Lernens zu fördern. Dafür müssen mehr Weiterbildungsanreize geschaffen werden. Individuelle Anstrengungen müssen finanziell unterstützt und bestehende Ins- trumente wie die Bildungsprämie ausgebaut werden. So können sie von einer breiteren Ziel- gruppe genutzt werden. 8. Digitale Bildung voranbringen Die Digitalisierung vieler Lebensbereiche macht es unausweichlich, dass sich allgemeinbildende und berufsbildende Schulen sowie berufliche Weiterbildungseinrichtungen inhaltlich und methodisch weiterentwickeln. Der VDP fordert, dass die von der Bundesregie- rung vorgeschlagene Bildungsoffensive Digital- Pakt#D gemeinsam mit den Bundesländern zügig in die Schulen gebracht wird. Dabei ist zu regeln, wie die zusätzlichen Finanzmittel von Schulen – unabhängig ihres Bildungsbereiches und ihrer Trägerschaft – abgerufen und eingesetzt werden können. Lehrerqualifizierungs- und -weiterbildungs- maßnahmen müssen zeitgleich in hoher Qualität entwickelt und für Lehrkräfte aller Bildungsein- richtungen angeboten werden. Alle Aktivitäten des VDP zur Bundestagswahl können auf der Homepage www.privatschulen. de eingesehen werden. Die Onlinebroschüre zu den Positionen ist unter www.demokratie-braucht-bildungsvielfalt.de verfügbar.
I M FOK US © zapp2photo / Fotolia Arbeitswelt 4.0 – den Wandel aktiv gestalten von Prof. Dr. Hubert Esser Die fortschreitende Digitalisie- rung der Arbeitswelt stellt Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft vor enorme Herausfor- derungen. Studien und Analysen des BIBB zum Thema „Berufsbildung 4.0“ zeigen, dass die neuen digitalen Technologien die Arbeit abstrakter und anspruchsvoller machen. Das vernetzte Lernen, Arbeiten und Kommunizieren wird sich unter anderem auf Arbeitsanforderungen, Berufsbilder, Ausbildungsberufe, Fachkräftenachfrage sowie Lernfor- men und -umgebungen auswirken. Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 9
Die Digitalisierung führt zwangsläu- fig zu Qualifikationsveränderungen. Bereits in der Ausbildung müssen deshalb Auszubildende auf diese neuen Anforderungen vorbereitet werden. Auch erfahrene Fachkräfte müssen sich regelmäßig fortbilden. Einfache Tätigkeiten mit einem hohen Routineanteil können durch die Digitalisierung vom Menschen auf Maschinen übertragen werden. Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine ändert sich. Die Arbeit der Zukunft erfordert von ausgebildeten Fachkräften neue Kompetenzen: Prozess- und Steu- erungsabläufe müssen wesentlich intensiver durchdrungen werden, IT- und Problemlösungskompeten- zen gewinnen generell an Bedeu- tung, genauso wie die Befähigung zu selbst gesteuertem Lernen. Das BIBB hat die Anforderungen, die sich aus der Digitalisierung ergeben, so früh wie möglich identifiziert und Innovatives gefördert, um das duale System forschungsbasiert weiterzuentwickeln. Drei jüngere Forschungsergebnisse möchte ich kurz erwähnen: Wir haben erstens herausgefun- den, dass „Wirtschaft 4.0“ den Strukturwandel hin zu mehr Dienstleistungen beschleunigt. Wie unsere Berufsfeld- und Qua- lifikationsprojektionen belegen, profitieren hier beispielsweise die Branchen „Erziehung und Unter- richt“, „Gesundheitswesen“ sowie „Heime und Sozialwesen“. Zwei- tens konstatieren wir, dass die „Polarisierungsthese“ der beiden Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne im enge- ren Sinn nicht zutrifft: Das heißt, nur in einem sehr kleinen Teil der deutschen Wirtschaft werden die Anteile an gering- und hochquali- fizierten Beschäftigten auf Kosten der Beschäftigten auf mittlerer Fach- kräfteebene steigen. Und drittens haben unsere Voruntersuchungen der dualen IT-Berufe und unser Kooperationsprojekt mit Volkswa- gen gezeigt, dass bei einigen Berufen zwar Neuordnungsbedarf besteht, aber auch schon jetzt durch Anpas- sungen auf der Ebene der betriebli- chen Ausbildungsgestaltung mit den neuen technologischen Entwicklun- gen Schritt gehalten werden kann. Darüber hinaus steht ein weiterer Bereich im Fokus, dem sich auch die BIBB-Forschung intensiv widmet: Es geht um Medienkompetenz bzw. das Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der beruflichen Bildung. Damit verbunden sind Fragen, wie in der „Smart Factory“ gelernt wird, welche neuen Lehr- und Lernfor- men sich in der „Berufsbildung 4.0“ abzeichnen oder über welche medienpädagogischen Fähigkeiten das Ausbildungspersonal künftig verfügen muss. Denn wie erfolgreich die Heraus- forderungen für die berufliche Bildung gerade im Zusammenhang mit der Digitalisierung bewältigt werden können, steht und fällt nicht zuletzt mit der Kompetenz des betrieblichen und schulischen Ausbildungspersonals. Es ist des- halb von entscheidender Bedeutung, 10 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft die Medienkompetenz der Lehrer weiterzuentwickeln und sie davon zu überzeugen, wie sie mit dem Ein- satz neuester Technik in Schule und Betrieb die Qualität der Ausbildung an beiden dualen Lernorten steigern und den Lernerfolg damit insgesamt verbessern können. Dann werden sie sich auch entsprechenden Qualifi- zierungsangeboten gegenüber offen zeigen. So lassen sich die Potenziale und Chancen, die die Digitalisierung der beruflichen Bildung bietet, optimal nutzen, und so kann das Ausbildungspersonal in Betrieb und Schule seiner bedeutenden Rolle als Multiplikator in der beruflichen Bil- dung auch künftig gerecht werden. „Berufsbildung 4.0“ ist die Chance, die berufliche Bildung in Deutsch- land noch attraktiver zu gestalten und sie wieder zu einer größeren Wertschätzung zu führen. Prof. Dr. Hubert Esser seit 2011 Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn
I M FOK US „Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist kein Selbstzweck“ Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) Dr. Susanne Eisenmann im Interview Frau Eisenmann, als Schwerpunkt für Ihr Präsi- dentschaftsjahr haben Sie die berufliche Bildung gewählt. Welche Herausforderungen sehen Sie zukünftig auf die berufliche Bildung zukommen? Die berufliche Bildung steht momentan im Blick- feld verschiedener gesellschaftlicher Entwicklun- gen. Dies betrifft einerseits die Integration der Zugewanderten und andererseits die Erschließung der Potenziale der Digitalisierung. Eine weitere Herausforderung ist die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung in die Berufsausbildung. Einen Schwerpunkt möchte ich auch bei der beruflichen Orientierung setzen. Je früher und intensiver wir Schülerinnen und Schüler bei ihrem Berufswahlprozess unterstützen, desto besser gelingt ihnen der Schritt von der Schule in eine Ausbildung, ein Studium oder in den Beruf. Falsche Vorstellungen von der Berufswelt oder den eigenen Fähigkeiten sind oft Gründe für Ausbildungs- oder Studienabbrüche. In einer längerfristigen Perspektive erfordert auch der anhaltende Trend zur Akademisierung weitere Anstrengungen, um die berufliche Bildung als attraktive und zukunftsfähige Alternative zum Studium für leistungsstärkere junge Erwachsene zu erhalten. Diese Themenfelder bilden unter dem Motto „Übergänge – Abschlüsse – Anschlüsse“ den Schwerpunkt meiner Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz. Wie wirkt sich Ihrer Meinung nach die Digitalisierung auf die berufliche Bildung aus und welche Maßnahmen müssen Aus- bildungseinrichtungen Ihrer Meinung nach jetzt ergreifen? Berufliche Bildung ist in zweifacher Hinsicht von der immer weiter fortschreitenden Digi- talisierung betroffen. Der Einzug digitaler Technologien in nahezu alle Berufsfelder wird die Ausbildungs- und Unterrichtsinhalte in entscheidender Weise verändern, moderni- sieren und auch neue Berufsbilder schaffen. Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 11
Auch die Lehr- und Lernprozesse werden sich grundlegend verändern. Dabei gilt für mich aber ganz klar: Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist kein Selbstzweck, sondern muss in ein pädagogisches Konzept eingebettet sein. Die bloße Verwendung von Laptops oder Tablets führt nicht per se zu mehr Unterrichtsqualität. Damit zeigt die Digitalisierung auch deutliche Auswirkungen auf das Anforderungsprofil von Lehrerinnen und Lehrern unter methodisch-di- daktischen Aspekten. Für die Ausbildungseinrichtungen bedeutet das nach meiner Auffassung, dass neben den technischen Voraussetzungen vor allem päda- gogische Konzepte entwickelt und umgesetzt werden müssen. Die KMK hat vergangenes Jahr eine Strategie zur digitalen Bildung veröffentlicht. Gleichzeitig hat das Bildungsministerium den sogenannten Digi- talpakt in Höhe von fünf Milliarden Euro ange- kündigt. Die KMK und das Bildungsministerium haben sich darauf verständigt, eine Bund-Län- der-Vereinbarung zu erarbeiten. Was werden die zentralen Inhalte der Vereinbarung sein? Die Kultusministerkonferenz hat mit ihrer Strate- gie „Bildung in der digitalen Welt“ die inhaltliche Voraussetzung und einen verbindlichen Rahmen geschaffen, um alle Schülerinnen und Schüler auf das Leben in der digitalen Welt vorzubereiten. Das Lernen im Kontext der zunehmenden Digi- talisierung gehört zu unserem Bildungsauftrag. Das wird auch in der Bund-Länder-Vereinba- rung eine Rolle spielen. Damit die Schulen dieser Aufgabe gerecht werden können, benötigen sie eine adäquate Sach- und Personalausstattung. Bund, Länder und Kommunen unternehmen hier enorme Anstrengungen, um die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Zusammen- hang mit den anstehenden Investitionen und den zugesagten Fördermitteln des Bundes ist es mir ein Anliegen, dass auch die beruflichen Schulen angemessen partizipieren können. Freie Bildungseinrichtungen bieten vollzeit- schulische Ausbildungsgänge an und ergänzen damit das duale Ausbildungssystem. Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht vollzeitschulische Ausbildungsgänge, vor allem im Hinblick auf die hohe Anzahl der jugendlichen Flüchtlinge? Der beruflichen Bildung kommt bei der Integration von jugendlichen Flüchtlingen insgesamt eine bedeutende Rolle zu. Berufliche Vollzeitschulen leisten hier einen wichtigen Beitrag, um insbesondere die sprachlichen und berufsbezogenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Damit schaffen sie Vorausset- zungen für den Einstieg in eine anschließende beruf- liche Ausbildung oder Weiterqualifizierung. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, den Geflüchteten Unterstützung und Hilfestellung bei der Wahl des wei- teren Ausbildungsweges zu geben. Dies umfasst auch die Angebote vollzeitschulischer Ausbildungsgänge, beispielsweise im Pflege- und Sozialbereich. In der Vergangenheit wurde von Bund und Ländern immer wieder versucht, schulische Ausbildungsgänge zu streichen, um die duale Ausbildung zu stärken. Können freie Schulen vonseiten der KMK zukünftig mehr Unterstützung erwarten? Die Kultusministerkonferenz wird mit Blick auf die demografische Entwicklung alle Bemühungen unterstüt- zen, die darauf gerichtet sind, Fachkräfte entsprechend dem Bedarf am Arbeitsmarkt auszubilden. Betrachtet man die Entwicklung der Schülerzahlen in der voll- schulischen Berufsausbildung, zeigt sich über die Jahre ein stabiler Verlauf. Gleichzeitig sind innerhalb dieses Ausbildungssektors die Pflege- und Erziehungsberufe stark expandiert, was mit dem aktuellen Fachkräftebe- darf in diesen Bereichen zusammenhängt. Der hohe Lehrkräftebedarf ist in vielen Bundesländern deutlich spürbar. Welche Maßnahmen planen Sie im Laufe Ihrer Präsidentschaft, um dem Lehrkräftemangel kurz- und langfristig zu begegnen? Der hohe Lehrkräftebedarf ist kein spezifisches Thema im Jahr 2017, sondern eine langfristige Aufgabe der Länder und der Kultusministerkonferenz. Dazu gehört die Studien- und Berufswahl junger Menschen, die Lehrerausbildung als Grundlage guten Unterrichts, das öffentliche Bild vom Lehrerberuf, eine treffsichere Prognose über den Lehrerbedarf, aber auch die Mög- lichkeiten des Seiteneinstiegs in den Lehrerberuf. Mit diesen Themen befasst sich die KMK kontinuierlich. Das Interview führte Robert Renner, Pressesprecher des VDP. 12 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
I M FOK US © iStock.com / pixdeluxe Kita digital – Chancen der Digitalisierung für das Bildungssystem Kita1 von Eva Reichert-Garschhammer Die zunehmende Digitalisierung von Familie und Gesellschaft wirkt sich im hohen Maße auf das Bil- dungswesen aus – von der frühkindlichen bis hin zur Erwachsenenbildung. Die inhaltliche Ausein- andersetzung mit ihr und ihr Einfluss auf pädago- gische Arbeitsweisen sind für den Bildungsauftrag wesentlich. Obgleich Medienbildung seit Einführung der Bil- dungspläne Kitaufgabe ist, gibt es eine rege Pro- und 1 Grundlage des Beitrags ist ein Vortrag im Rahmen des von BETA, KTK u. a. veranstalteten Aktionstages „Digitale Medien in der Kita“ auf der didacta 2017, der online verfügbar ist und alle Literaturangaben der umfangreichen Literaturrecherche enthält: https://www.ktk-bundesverband.de/startseite/startseite Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 13
Kontra-Fachdebatte und eine Mehrheit bei Eltern und Kitafachkräften, die digitale Bildung in der Kita für nicht erforderlich hält. Über- betonung des Gefahren- und Suchtpotenzials für junge Kinder und Schaffung medienfreier Räume sind bis heute gängige Reaktion. Die zur Konfliktlösung vom Bundestag eingesetz- te Enquetekommission Internet und digitale Gesellschaft gelangt in ihrem 6. Zwischenbe- richt (2013) zum Ergebnis: Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen und Fragen auch an die frühe Bildung, wo der Forschungs- und konzeptionelle Entwicklungsbedarf am höchs- ten ist. Erste Länder sind daher bereits initiativ geworden durch wissenschaftlich begleitete Tablet-Projekte in Kitas (z. B. Rheinland-Pfalz), durch Strategien, die mit früher Bildung starten (z. B. Baden-Württemberg, NRW), und Minis- terratsbeschlüsse (z. B. Bayern). Die BMFSFJ- Initiative „Gutes Aufwachsen mit Medien“ zielt darauf ab, die auch zur Mediennutzung beste- henden UN-Kinderrechte zu realisieren und den internationalen Anschluss herzustellen. Der frühe Beginn der Medienbiografie im Zuge der allgegenwärtigen und kinderleicht bedien- baren mobilen Medien ist heute Fakt und junge Kinder brauchen dabei Begleitung, da sie keine Digital Natives sind. Eltern gut informieren und Kitas ermutigen, eine aktivere Rolle bei der digitalen Kompetenzstärkung von Kindern zu spielen, empfiehlt die EU-Studie „Young Children (0 − 8) and Digital Technology“ (2015). Dies gelingt am besten durch Herausstellen der Chancen der Digitalisierung für das gesam- te Bildungssystem Kita, ohne die Risiken zu vernachlässigen. CHANCE 1: „Mit digitaler Bildung können wir aktuelle bildungspolitische Herausforde- rungen wie Integration von Flüchtlingen und Inklusion viel besser bewältigen.“2 Die Nutzung digitaler Medien birgt erhebliche Potenziale im Umgang mit der wachsenden Heterogeni- tät und Vielfalt in Kita und Schule und damit für inklusive Bildung. Sie bietet die Chance, für Kinder zusätzliche Zugänge zu Bildung zu schaffen, die Organisation und Gestaltung von Bildungsprozessen weiter auszudifferenzieren und dadurch bestehende Barrieren abzubauen, Selbstständigkeit zu stärken und individuelle Potenziale besser zur Entfaltung zu bringen.3 CHANCE 2: Je früher Kinder sich mit digitalen Medien aktiv auseinandersetzen können, desto größer sind die Chancen, dass sie besser vor Risiken geschützt sind und nicht von Medien abhängig werden, sondern kompetent und selbstbestimmt mit Medien umgehen können. Den Einstieg für Kinder in die digitale Welt zu gestalten durch die Förderung kindgerech- ter, sicherer Surfräume wie Kinderseiten und Kindersuchmaschinen ist die „Ein Netz für Kinder“-Strategie der Bundesregierung. Sie wird flankiert durch Infoportale für Eltern und pädagogisch Tätige (z. B. „Gutes Aufwachsen mit Medien“, Schau hin!, Klicksafe, Internet- ABC, Ran an Maus & Tablet), die viele Tipps zur Medienbegleitung der Kinder geben und vielfältige Services vorhalten (z. B. Datenbank für Kindermedien, Materialien, Medienquiz, Mediencoach).4 CHANCE 3: Digitale Medien als ergänzendes Werkzeug im Bildungsprozess einzusetzen ist für junge Kinder chancenreich. Im aktuellen Fokus steht die Arbeit mit Tablets, Apps & Co. in der Kita. Bei sinnvoller, aktiver, kre- ativer und begleiteter Nutzung erweitern sie die pädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten und damit die Lern- und Erfahrungsräume der Kinder. Sie schaffen neue, interaktive Spiel- 2 Bundesbildungsministerin Wanka: https://www.bmbf.de/de/auf-dem-weg-zum-digitalen-lernen-und-lehren-2986.html 3 BMBF-Strategie 2016, S. 9, KMK-Strategie 2016, S. 7, BayStMBW-Strategie 2016, S. 7 4 Stiftung Kindermedienland/Baden-Württemberg Stiftung 2012, S. 19; Saferinternet.at 2013 14 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
Anzeige Schule, Lehrplanmanagement & Digitalisierung Wegweiser mit Spielvarianten für Bildungsentscheider D A S DY N A M I S C H E C U R R I C U L U M Gratis-Download für VDP-Mitglieder: http://info.itslearning.net/vdp-curriculum Die Bildungs-Cloud für Schulen - itslearning GmbH Berlin - +49 30 6167 4847 - info.de@itslearning.com und Lernformen und viele Sprachanlässe, ergänzen die Möglichkeiten der Interaktion, erleichtern es, mit Kindern eigene Medienprodukte zu erstellen und stärken die Kinder in ihrem positiven Umgang mit Medien.5 Einbezug der Eltern mit familienunterstützendem Begleitangebot, um ihrem hohen Informationsbedarf zu entsprechen; die in allen Ländern aufgebauten Medienreferenten-Netzwerke stehen Kitas bei dieser Aufgabe unterstützend zur Seite.6 CHANCE 4: Kinder durch die digitale Welt gut beglei- ten ist eine gemeinsame, herausfordernde Verantwor- tung von Familie und Kita. Sie ist eine Chance, die Bildungspartnerschaft zu intensivieren, die Eltern als Mitgestalter der Kita digital zu gewinnen, den Bildungsort Familie zu stärken und neue digitale Austauschformen zu nutzen, um z. B. bestimmte Elterngruppen besser zu erreichen. Für die Tablet- einführung in Kitas unabdingbar ist ein frühzeitiger CHANCE 5: Digitale, tabletbasierte Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren einschließlich E-Portfolio erleichtern die Wahrnehmung dieser grundlegen- den Kitaaufgabe. Sie sind im Kitalltag „schneller zur Hand und senken dadurch die Nutzungshürden“7. Sie verbinden bewährte Dokumentationsformen, wie Bögen ausfüllen, Texte schreiben, Fotos, Video- und Audiodateien ins Portfolio integrieren, und sind zeitsparend im weiteren Umgang mit Fotos und 5 Aufenanger: http://bildungsblogs.net/wp/kitab-rlp/der-startschuss/; Roboom 2016 6 Fachhochschule Nordschweiz 2015, S. 13; Grobbin/Feil DJI 2014; Wagner u. a., JFF 2016 7 Helen Knauf: https://www2005.hs-fulda.de/index.php?id=12600 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 15
ausgefüllten Bögen. Sie eröffnen neue Wege, Kinder und Eltern aktiv einzubeziehen, lassen sich verknüpfen mit digitalen Kitaverwaltungs- programmen, da es Schnittstellen hierzu gibt. CHANCE 6: Auch die frühpädagogische Aus-, Fort- und Weiterbildung sind gefordert, die digitalen und medienpädagogischen Kompeten- zen der Pädagog_innen und ihrer Multiplika- tor_innen aufzubauen sowie ihre Lehrinhalte und Methoden laufend zu aktualisieren mit Blick auf den raschen technologisch-konzepti- onellen Wandel. Hierfür zu etablieren und als Chance umfassend zu nutzen sind onlinebasierte Formate wie z. B. Webinare und Blended Lear- ning. So entsteht ein zeit- und ortsunabhängiges, interaktives Angebot, auf das ein großer Teil- nehmerkreis flexibel (und kostenfrei) zugreifen kann im Sinne lebenslangen Lernens, das Aus-, Fort- und Weiterbildung verbindet.8 CHANCE 7: Durch die Digitalisierung deut- lich verändern wird sich unsere Art zu lernen, Wissen anzueignen und Medien zu nutzen. Kostenlose, barrierefreie Zugangsmöglichkeiten zu Wissen und Information im Netz gehören zu den größten digitalen Chancen („open access“, „open educational resources – OER“).9 Im Bil- dungsbereich landeszentral aufzubauen sind intelligente IT-Managementsysteme (OER-Platt- formen, Netzwerke), die Informationen und Angebote bündeln und vernetzen („Wegwei- ser“), offenen Zugang zu Bildungsmedien und Lernangeboten schaffen und zur Interaktion und Kollaboration im Netz einladen.10 Die Evaluationsergebnisse zu Projekten wie KiTab aus Rheinland-Pfalz und zum Schweizer Projekt MyPad ziehen eine ermutigende erste Bilanz. Der Tableteinsatz unterstützt kooperati- ve Lernformen und den Austausch der Kinder; er stärkt Eigenaktivität, Kreativität, positives Selbstbild und digitale Kompetenzen. Diese Befunde bedeuten jedoch nicht, mit der Table- tanschaffung sofort loslegen zu können, denn „Technik allein schafft noch keine Pädagogik“ (Palme 2016). Tableteinsatz mit Mehrwert und aktiver Elternbeteiligung setzt gute digitale und medienpädagogische Kompetenz beim päd- agogischen Personal voraus und erfordert die Mitnahme des gesamten Teams. Dafür braucht es Inhouse-Begleitung durch Medien-Coaches, flankiert durch Blended-Learning-Kurse, eine digitale Grundausstattung in jeder Kita inklu- sive WLAN und vorab wissenschaftlich beglei- tete Modellversuche, um dem Forschungs- und konzeptionellen Entwicklungsdarf zu entspre- chen. Diese digitalen Transformationsprozesse, die auch die Erzieherausbildung einschließen, sind eine herausfordernde, längerfristig ange- legte Länderaufgabe. Kitas, die nicht warten wollen, können Portale wie Ran an Maus & Tablet nutzen, die so niederschwellig konzi- piert sind, dass man auch ohne Vorwissen und bei geringer Medienausstattung erste kleine Schritte gehen kann und Lust auf Fortbildung bekommt. Der Einsatz digitaler Medien für die Kommunikation im Team und mit dem Träger sind weitere wichtige Einstiegsschritte. Eva Reichert-Garschhammer Juristin, Stellvertretende Instituts- leiterin, Leiterin der Abteilung I am Staatsinstitut für Frühpädago- gik (IFP) München 8 KMK 2016 9 forsa 2014 http://docplayer.org/5015544-Einschaetzungen-zu-trends-in-der-digitalen-gesellschaft-ergebnisse-einer- befragung-unter-rednerinnen-und-rednern-der-konferenz-re-publica-2014.html 10 KMK 2016 – Wagner u. a. JFF, 2016 16 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
I M FOK US © Woodapple / Fotolia Lernen im Beruf und die Rolle der Schulleitung Von Jürgen Oelkers Lehrer in Deutschland werden ausgebildet und ange- stellt, damit sie ein Berufsleben lang unterrichten und dies möglichst im Beamtenmodus. Ob sie das aushalten, spielt keine Rolle. Ihre Lernkurve zeigt den größten Zuwachs an professionellem Know-how in den ersten drei bis fünf Berufsjahren. Danach ist dieses Know-how schwer beweglich und wenn nichts geschieht, bleibt es auch dabei. Die „lernende Organisation“ wäre dann nur Rhetorik, gut für das Leitbild, aber wirkungslos in der Praxis. Schulentwicklung ist nicht möglich, wenn das Kollegium nicht hinter den Zielen steht, den Pro- zess trägt und die Fortschritte sieht. Das wäre die allgemeine Formel für Lernen im Beruf: Das Lernen muss sich lohnen, Freude machen und mit einem sichtbaren Gewinn verbunden sein. Das Lernen der Lehrer wird angeregt durch akti- ve Beteiligung, Eröffnen von innovativen Spiel- räumen und Übernahme von Verantwortung. Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 17
Umgekehrt gesagt: Lernen wird verhindert durch Auto- kratie, Intransparenz und fehlende Zielperspektiven. Lernen im Beruf heißt Lernen auf vielen Ebenen Unterstützung für Reformen und die Etablierung neuer Formen der Unterrichtsgestaltung oder der Schulent- wicklung haben nicht nur etwas mit der Schulleitung zu tun. Vielmehr müssen Aus- und Weiterbildung darauf ausgerichtet werden, ist ein Wandel der Schulkultur angesagt und stellen sich nicht zuletzt Fragen der künf- tigen Entwicklung der Lernmedien. Lernen im Beruf heißt Lernen auf allen diesen Ebenen. Mit gezielter Fortbildung kann die Schule von sich aus auf Wandel reagieren und eigene Ziele verfolgen. Über die Professionalisierung der Lehrerschaft ist auf der Linie solcher Postulate einiges bekannt. Dazu zählen die Arbeit in Netzwerken, der regionale Austausch oder das Lernen mit und an herausragenden Vorbildern. Ein Beispiel ist die Akademie des Deutschen Schulpreises der Robert Bosch Stiftung, in der Preisträgerschulen drei Jahre lang in Austausch mit anderen Schulen treten. Zur generellen Anforderung lässt sich sagen: Die Lehr- kräfte müssen ihr Kerngeschäft, den Unterricht, anders begreifen als bisher, nämlich nicht isoliert bezogen auf „ihre“ Klasse, sondern auf „unsere Schule“, und dies transparent nach innen wie nach außen. Transparenz bezieht sich nicht nur auf die Klarheit der Kriterien, etwa bei der Vergabe der Noten, sondern auch auf die Kommunikation mit den Schülern, den Eltern und der lokalen Öffentlichkeit. Die Ziele, die jede Schule vertritt, müssen klar und deutlich kommuniziert werden, und das gilt für den Verhaltensbereich ebenso wie für die Leistungserwartungen. Digitale Lernplattformen werden zukünf- tig vorausgesetzt Von den Lehrkräften werden in Zukunft Unterrichts- formen abverlangt, die vermehrt auf Individualisierung und Förderung der Schülerinnen und Schüler ausge- richtet sind. Das wird in Zukunft auch den Einsatz 18 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft elektronischer Lernplattformen voraussetzen. Es gibt in Deutschland und in der Schweiz inzwischen Schulen, die mit elektronischen Plattformen arbeiten, vorangebracht vor allem durch die Schulleitungen, die ihr Kollegium von den Vorteilen dieser Lerntechnologie überzeugen konnten. Was den Unterricht wirksam macht, ist nicht einfach das Fach, sondern die Lehrmittel im Einklang oder Missklang mit dem persönlichen Können der Lehrkräfte, und dies bezogen auf eine spezielle Situation des Unterrichts und eine bestimmte Gruppierung der Schüler. Neue Lehrmittel und gezielte Formen der Fortbildungen sind erforderlich Eine zentrale Zukunftsaufgabe sind im Feld entwi- ckelte, elaborierte Aufgabenkulturen, die in ihrer Qualität die meisten Lehrmittel weit übertreffen. Die Lehrkräfte müssen lernen, diesen Vorteil zu nutzen und mit gut entwickelten Aufgaben- kulturen ihr Handlungsrepertoire zu erweitern. Ohne neue Lehrmittel und gezielte Formen der Fortbildung wird diese Umstellung aber nicht gelingen. Schul- und Unterrichtsqualität ist keine feste Ziel- größe, die man erreichen oder nicht erreichen kann. Vielmehr muss man das tun, was der Verwaltung schwerfällt, nämlich den Prozess betrachten, den eine Entwicklung auslöst. Wer sich auf Wandel einlässt, muss anders den- ken, nicht von oben nach unten, sondern von unten nach vorn: in die eigene Zukunft. Das setzt voraus, was in der Geschichte der deutschen Staatsschulen zuvor nie ein Thema war, nämlich Autonomie und damit auch Verantwortung. Nicht Erlasse sollten steuern, sondern Entscheidungen, die vor Ort getroffen werden müssen. Schulen sind tatsächlich „lernende Systeme“, doch für sich genommen ist das trivial; entscheidend
ist, wie sie lernen, von wem sie lernen und was sie davon für ihre Entwicklung wirklich brauchen können. Erst unterwegs wird deutlich, wie weit die Visionen zu Beginn tatsächlich getragen haben. Keine Schulentwicklung ist eine Einbahnstraße Die Ziele müssen zu den Möglichkeiten passen, die eine Schule hat, sie müssen überprüft und angepasst werden. Keine Schulentwicklung ist eine Einbahnstraße. Dabei müssen Fehler erlaubt sein, um herauszufinden, welche Lösung die bessere ist. Die Qualität zeigt sich in den Leistungen der Schüler wie der Lehrer, aber auch in der Transparenz der Entwicklungsschritte, in der Kommu- nikation nach innen wie nach außen, im Schulleben und in dem Maß, wie die Schule Unterstützung erfährt. Anzeige Eine zentrale Rolle nimmt die Schulleitung dann ein, wenn sie die Entwicklung moderiert, selbst Ideen gene- riert, Kontakte zu andern Schulen herstellt und die Entwicklungsziele in der Öffentlichkeit vertritt. Die Schulleitung muss auch dafür sorgen, dass das Kollegium hinter der Entwicklung steht, die Eltern als Ressource verstanden werden und die Schüler zentraler Teil des Prozesses sind. Prof. em. Dr. Jürgen Oelkers Jürgen Oelkers studierte Geschich- te, Germanistik und Erziehungs- wissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2012 ist er Emeritus der Universität Zürich, an der er seit 1999 Ordentlicher Professor für Allgemeine Pädagogik war. Bildungsangebote effi zient organisieren. Seminarsoftware Für Bildungsträger, Seminar- veranstalter und Anbieter von Fort- und Weiterbildungen PLANUNG VERMARKTUNG DURCHFÜHRUNG ABRECHNUNG seminarmanager.de Gerne stellen wir Ihnen unsere Software vor – kostenlos und unverbindlich. Tel. +49 661 97 390 Computer-L.A.N. GmbH Königstraße 42 Ȃ 36037 Fulda DER SEMINARMANAGER Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 19
A KT U E LLE S © weseetheworld / Fotolia Bundesfinanzhilfen für Bildungseinrichtungen Bund stellt trotz Kooperationsverbots Mittel für die Bildungs infrastruktur bereit und schließt Privatschulen mit ein von Ellen Jacob, Politische Referentin VDP Dachverband und Kirsten Käss, Geschäftsführerin Verband Deutscher Privatschulen Hessen e. V. Jedes Mal, wenn der Bund plant, die Kommunen und Länder mit zusätzlichen Finanzmitteln für die Bildungs- infrastruktur zu unterstützen, lassen Kritiker und Befürworter des sogenannten „Kooperationsverbotes“ nicht lange auf sich warten. „Muss das Kooperations- verbot fallen?“, „Die selbstverordnete Impotenz in der Schulpolitik“ und „Unfähige Länder und Kommunen“ waren die Schlagzeilen der letzten Jahre. Im Jahr 2006 hat die Föderalismusreform den Ländern das Monopol für die Bildungspolitik zugesprochen. Für den Bund sind Klassenräume und Lehrerzimmer 20 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
seitdem eine verbotene Zone. Die Bildungshoheit der Länder sollte dadurch abgesichert werden. Das Kooperationsverbot untersagt dem Bund, die Kommunen bei Bildungsausgaben zu unterstüt- zen, die nicht den Gebäudebereich, sondern auch andere Vorhaben betreffen. Der Bund darf seit- her weder finanziell noch gesetzlich eingreifen. Angesichts des hohen Finanzbedarfs der Schulen und der Überforderung vieler Bundesländer und Kommunen ist diese Regelung heftig umstritten. Der enorme Sanierungs- und Investitionsstau in vielen Kommunen ist mittlerweile so gravierend, dass sich Berichte von maroden Schulgebäuden, defekten Schultoiletten und unzureichender Ausstattung häufen. Bei der Diskussion um die Fehlsteuerungen im deutschen Bildungssystem der vergangenen Jahre wird das Kooperations- verbot häufig genannt. Eine im vergangenen Herbst getroffene Einigung zu den Bund-Länder-Finanzbeziehungen hat eine neue Dynamik in das Thema gebracht. Die Bundesregierung hat sich auf eine Grundge- setzänderung geeinigt, die dem Bund zusätzli- che Kompetenzen bei der Mitfinanzierung im Bereich der kommunalen Bildungsinfrastruktur für finanzschwache Kommunen geben wird. Aktuell werden im Bundestag hierzu Gesetz- entwürfe beraten, die noch vor Ablauf der Legislaturperiode verabschiedet werden sollen. Mithilfe dieser Gesetze und einer Aufstockung des Kommunalinvestitionsförderungsfonds um 3,5 Milliarden Euro wird nun möglich, dass der Bund die Länder bei ihren Investitionen für die Bildungsinfrastruktur unterstützt. Laut Gesetzentwurf sind Investitionen für die Sanierung, den Umbau und die Erweiterung von Schulgebäuden in finanzschwachen Kommunen förderfähig. Der Bundesgesetzgeber nimmt hier die Trägerneutralität der Förderung explizit in die bundesgesetzliche Regelung mit auf – auch ein Erfolg der politischen Arbeit der Schulen in freier Trägerschaft. Der Gesetzentwurf des Bundes, der die Finanzie- rung nur für finanzschwache Kommunen vor- sieht, beinhaltet jedoch Herausforderungen: So ist der Begriff der Finanzschwäche nicht abschlie- ßend definiert. Die Konkretisierung muss von den Bundesländern erfolgen und zur Umsetzung in den Bundesländern ist eine landesgesetzliche Grundlage erforderlich. Eines der ersten Länder, das fast zeitgleich zur Bundesgesetzgebung ein Landesgesetz auf den Weg bringt, ist Hessen. Regelungen in Hessen Im Rahmen des Bundesprogrammes stehen Hessen bis zu 330 Millionen Euro zur Verfügung. Hessen ergänzt die Bundesmittel durch ein zusätzliches Landesprogramm in Höhe von 110 Millionen Euro. Dadurch sollen die „finanzstarken“ Kommunen ebenfalls in die Lage versetzt werden, in die Schu- linfrastruktur zu investieren. Der aktuell vorliegende Gesetzentwurf der hes- sischen Landesregierung beinhaltet folgende Regelungen: 1. Die Aufteilung der Bundesmittel erfolgt über die Länder an die Kommunen als Schulträger. Eine weitere Vorgabe durch die Bundesgesetzge- bung, z. B. eine Quotenregelung, gibt es nicht. Für die freien Schulträger ist diese Vorgabe eine erste Hürde, da (private) Ersatzschulen keine kommunalen Schulträger sind. In Hessen ist diese Hürde genommen worden, indem im angewand- ten Verteilungsschlüssel auf die kommunalen Gebietskörperschaften (Landkreise und kreis- freie Städte) die Schülerzahlen der Ersatzschulen berücksichtigt wurden. 2. Der hessische Gesetzentwurf spricht von einer „möglichen“ Weitergabe an die Ersatzschulen. Er schränkt die Weitergabe an die freien Träger dahingehend ein, indem er behauptet, dass diese Mittel nur „anerkannten“ Ersatzschulen zuste- hen. Diese Unterscheidung ist nicht sachgerecht. Das Ersatzschulfinanzierungsgesetz in Hessen unterscheidet nicht zwischen „nur“ genehmigten Ersatzschule und solchen, die anerkannt sind. Bei- de sind nach Ablauf der dreijährigen Wartefrist Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 21
förderfähig. Die im hessischen Gesetzentwurf getroffene Unterscheidung lässt sich der bundes- gesetzlichen Grundlage nicht entnehmen. Darin ist vielmehr die Rede von einer Verteilung der Mittel im Rahmen einer „Projektförderung“, die „trägerneutral“ zu erfolgen hat. Bei der Festlegung des Förderbereiches schließt die bundesgesetzliche Vorgabe explizit „Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulen)“ mit ein. Eine weitere Einschränkung ist nicht vorgesehen. 3. Die tatsächliche Weitergabe durch den kom- munalen Schulträger (als Antragsberechtigter) an den Ersatzschulträger ist im Entwurf des Landesgesetzgebers nicht geregelt. Der Landes- gesetzgeber vertritt den Standpunkt, dass er sich bei der Frage der Verteilung durch die Kommune nicht einmischen darf. Fragen des „Schulbaus“, die durch das KIP II geregelt werden, stehen alleine der Kommune als Pflichtaufgabe im Rah- men der kommunalen Selbstverwaltung zu. Anders als im Konjunkturpaket II (2009) wird das Land nicht der Zuwendungsempfänger der Gelder sein. Deshalb kann nicht auf eine Verpflichtung durch das Land gegenüber den Kom- munen gehofft werden. Im Rahmen der gesetzlichen Anhörung wird sich der VDP dafür einsetzen, dass es einen Verteilungsmechanismus zur Berücksichtigung der freien Träger geben wird. Durch diese Regelungen muss sichergestellt werden, dass die Kommunen bei der Verteilung der Zuschüsse nicht leer ausgehen. Fazit: Die Lockerung des Kooperati- onsverbotes durch die Ände- rung des Grundgesetzes stößt bei der praktischen Umsetzung an die Grenzen der kommunalen Selbstverwaltung. Die Träger- neutralität kann leicht unter- laufen werden. Bundesländer, kommunale Spitzenvertreter und Vertreter freier Schulen sind aufgerufen, frühzeitig klare Regelungen zum Verfahrensab- lauf zu vereinbaren. Nur so kann der Trägerneutralität Rechnung getragen werden. 22 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft © Marcito / Fotolia
A KT U E LLE S Individuelles Familien einkommen wird beim Sonderungsverbot herangezogen Neuregelungen der Privatschulfinanzierung in Baden-Württemberg werden möglicherweise bundesweit für Aufmerksamkeit sorgen. von Christina Metke, Geschäftsführerin Verband Deutscher Privatschulen Baden-Württemberg e. V. Noch dieses Frühjahr legt die baden-würt- tembergische Landesregierung einen Gesetz - entwurf zur Neuregelung der Privatschulfi- nanzierung in Baden-Württemberg vor. Dies ist nach einem Urteil des Staatsgerichtshofes aus dem Jahr 2015 erforderlich geworden. Er hatte einer Klage der Waldorfschulbewegung auf Anspruch nach Schulgeldausgleich gemäß der Landesverfassung stattgegeben. In dem Urteil wurde dem Gesetzgeber neben einer Verpflichtung zur Neuregelung der Förde- rungen der Ersatzschulen auch auferlegt, das Sonderungsverbot nach Artikel 7 GG zu konkretisieren. Außerdem sollte er den sogenannten „zumutbaren Eigenanteil“ der Schulträger an der Finanzierung definieren. Dem Gesetzentwurf gehen über ein Jahr Ver- handlungen der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen (AGFS) mit der Landesregierung vor- aus. Der Landesverband Baden-Württemberg war daran maßgeblich beteiligt. Privatschulfinanzierung. Aufgrund der aktu- ellen Diskussion über das Sonderungsverbot dürften sie die Kolleginnen und Kollegen der baden-württembergischen Kultusministerin in der Kultusministerkonferenz aufhorchen lassen: Das Sonderungsverbot wird dahingehend konkretisiert, dass das Schulgeld künftig nicht mehr als fünf Prozent des zur Ver- fügung stehenden Nettoeinkommens eines Haushaltes betragen soll. Darüber hinaus wird (widerlegbar) geregelt, dass ein durch- schnittliches Schulgeld von über 160,- Euro sondernd wirkt. Den Schulen wird eine Beratungspflicht gegenüber den Eltern zu diesen Regelungen auferlegt. Die konkrete Ausgestaltung der Regelung ist noch offen. Die freien Schulen sind zufrieden, dass durch diese Regelung eine Deckelung des Schulgel- des vermieden werden konnte. Die baden-württembergische Landesre- gierung regelt nun die Eckpunkte für die Die Privatschulfinanzierung wird in Baden- Württemberg deutlich angehoben (struk- Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 23
Demo der freien Schulen in Baden-Württemberg mit 11.000 Teilnehmern führt zu weiteren Zugeständnissen der Landesregierung. turell um 65 Millionen Euro pro Jahr). Die Förderung von mindestens 80 Prozent – analog den Kosten eines öffentlichen Schülers – werden gesetzlich abgesichert. Der Anpassungszeitpunkt der Förderung wird von bisher drei auf zwei Jah- re verkürzt. Allgemeinbildende Schulen erhalten künftig eine 90-Prozent-Förderung, wenn sie im gleichen Umfang auf Schulgeld verzichten. Baden-Württemberg will hierzu ein umfang- reiches Berichtswesen einführen. Die konkrete Ausgestaltung wird derzeit noch zwischen der Landesregierung und der AGFS verhandelt. Ein strittiger Punkt der Ver- handlungen war die Erwartung der Landesregierung, dass die Schulträger einen künftig defi- nierten zumutbaren Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent der Kosten eines öffentlichen Schü- lers leisten. Dies wird in der gesetzlichen Neuregelung ver- ankert. Die AGFS hält die Höhe des zumutbaren Eigenanteils für nicht rechtmäßig. Sie sieht aber eine Chance, über das Berichts- wesen künftig nachweisen zu können, dass die tatsächlichen Leistungen der freien Schulen 24 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
höher liegen. Dies hätte zur Folge, dass die Förderung weiter angehoben wird. Insgesamt ist das freie Schulwesen in Baden-Würt- temberg mit den erreichten Verhandlungsergebnissen zufrieden. Die ersten Vorschläge der Landesregie- rung waren existenziell bedrohend. Ebenso war die Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zum Sonderungsverbot alles andere als hilfreich. Es ist davon auszugehen, dass dieser politische Kompromiss durch seine konkrete untergesetzliche Ausgestaltung erst seine Bedeutung entwickeln wird. Er muss zeigen, ob er auch juris- tisch standhält. In jedem Fall wird er den VDP auf Bundes- und Landesebene auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Anzeige Beleh- rungen Fehl- zeiten Bemerkun- gen KLASSENBUCH Intelligente Workflows Zwischen- zeugnisse Statistiken und Exporte Unterrichts- dokumen- tationen Zeugnisse Statistiken und Exporte Haus- aufgaben Entschuldi- gungen News Kalender NOTENBUCH Durchschnitts- berechnung Noten, Punkte, Prozente Stichtags- Noten Kopf- noten Meine Leistungs- Statistik Meine Aufgaben Meine Noten Meine Fehl- zeiten Mein Stunden- plan Video Ausflugs- Planer Bilder- Galerie Schul- Webseite Messaging Dokumen- ten-Box INTRANET Sprechtags- planer Ressourcen- Verwaltung eigenes E-Mail- System Das Schul-Webportal … UND ELTERN SIND IMMER INFORMIERT www.schul-webportal.de Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 25
AUS DE M V E RBA N D Mittelstand-Digital im Norden Fünf schleswig-holsteinische Hochschulen und Forschungsinstitute aus Kiel und Lübeck sowie das VDP-Nord-Mitglied KIN-Lebensmittelinstitut in Neumünster machen den Mittelstand im Norden fit für die digitale Transformation. von Axel Graefe Digitalisierung, Vernetzung, Auto- matisierung: Kein Thema beschäf- tigt die Wirtschaft derzeit mehr als die digitale Transformation. Auch vom Mittelstand, dem Rück- grat der Wirtschaft, verlangt das digitale Zeitalter eine ganzheitliche Umstellung – der Erfolg hängt letzt- lich von passgenau qualifizierten Mitarbeitern ab. Auch deshalb ruft der Wandel nicht nur bei Unter- nehmenslenkern, sondern auch bei Fachkräften ambivalente Gefühle hervor. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat deshalb das Projekt Mittelstand-Di- gital ins Leben gerufen. Das Projekt gliedert sich in drei Initiativen: Betriebssoftware, eStandards für Geschäftsprozesse und Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse. Die dritte Säule wird über regionale Kompetenz- zentren gesteuert, die alle eine Zielsetzung verfolgen: kleinen und mittelständischen Unternehmen bei 26 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft jedweder Fragestellung rund um das Thema Industrie 4.0 zur Seite zu stehen (Quelle: BMWi-Broschü- re Mittelstand-Digital. Strategien zur Digitalen Transformation der Unternehmensprozesse, März 2017). In diesem Zusammenhang kündig- te die Fachhochschule Kiel in ihrer Pressemitteilung vom 21. Februar an, dass sie zusammen mit den Kon sortialpartnern KIN-Lebens- mittelinstitut, der Christian-Al- brechts-Universität zu Kiel, der Universität zu Lübeck, der Fachhoch hochschule Lübeck der UniTransferKlinik Lü- beck GmbH und dem Forschungs- und Entwick- lungszentrum Fachhoch- schule Kiel GmbH den vom BMWi geforderten Antrag als ersten Schritt zum „Mittelstand-Digi- tal Kompetenzzentrum Nord“ eingereicht hat. Das Kompetenzzentrum mit Geschäftsstelle in Kiel wird mittelständi- sche Unternehmen in Schleswig-Holstein für die erforderlichen Transfor- mationen sensibilisieren
und unterstützen. Traditionell stark ist der Norden in den Wirtschafts- segmenten Innovationsmanagement, Logistik, Digitalisierung, Lebens- mitteltechnik, Medizintechnik und Maschinenbau. Wenn die Mittelstand-Digi- tal-Dienststelle Neumünster am KIN voraussichtlich im Herbst ihren Dienst aufnimmt, werden sich vor allem Lebens- und Fut- termittelproduzenten praxisnahe Informationsangebote und Hilfestel- lung holen können. Im Technikum entsteht eine Demonstrations- und Testumgebung mit modularen Anlagen für die Lebensmittelher- stellung. Bei einem Best Practice Day für Fach- und Führungs- kräfte im Februar stellte das KIN dort erstmals ein realitätsbezogen konfiguriertes Automationsmodell für Produktionsprozesse vor. Im Bereich der theoretischen und praktischen Wissensvermittlung gilt das KIN-Lebensmittelinsti- tut seit über einem halben Jahr- hundert als Kaderschmiede für Lebensmitteltechniker. Digitales Lernen, Programmieren und Robo- tik zählen bereits seit einiger Zeit zum Curriculum. Das Qualifizie- rungsangebot der Fachschule mit Campus reicht vom Einstiegslevel zum Lebensmittelpraktiker bis hin zum Hochschulstudium. Lehrgänge wie die sechsmonatige Qualifizie- rung zum Prozesstechnologen 4.0 oder das von Erasmus+ geförderte E-Learning-Programm MicroQLab für Wissenschaftler und Techni- ker in mikrobiologischen Laboren sind darauf ausgerichtet, Fachkräfte sytematisch und mithilfe moderns- ter Technik für die Anforderun- gen von heute und morgen zu qualifizieren. Axel Graefe Leiter KIN-Lebensmittelinstitut Anzeige Einmaleins – ganz einfach! Mit dem Dusyma-Lernmate- rial „Einfach Einmaleins“ lässt sich das Einmaleins bis 10 durch verschiedene Varianten greifbar machen, spielerisch erlernen und automatisieren. In Kooperation mit dem Klett- Verlag ist ein Arbeitsblatt dazu entstanden, mit dem Lehrer eine Unterrichtsstunde gestalten können. Dieses und weitere Arbeitsblätter zu un- seren Schulprodukten gibt es ab sofort zum kostenlosen Download unter: dusyma.com/schule 103 899 Einfach Einmaleins zu bestellen auf www.dusyma.com Dusyma GmbH Haubersbronner Straße 40 73614 Schorndorf www.dusyma.com Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 27
AUS DE M V E RBA N D VDP hat neuen Vorstand gewählt Bereits im November letzten Jahres hat die Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Privatschulverbände e. V. (VDP) im Rahmen des Bundeskongresses einen neuen Vorstand gewählt. Ohne Gegenstimmen wurde Klaus Vogt – bisheriger Vizepräsident des VDP – im November zum neuen Präsidenten gewählt. Er löste damit die bisherige Prä- sidentin Petra Witt ab, die nicht wieder kandidierte. Klaus Vogt ist seit 2010 Vorsitzender des Vorstandes beim Kolping-Bildungswerk Württemberg e. V. und Geschäftsführer bei 13 verbundenen Unternehmen des Kolping-Bildungswerks. Als Vizepräsidentin wurde Dagmar Mager bestätigt. Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin des Instituts für Bildung und Beratung in Dresden. Neu als Vizeprä- sidenten im Vorstand sind Tim Balzer aus Berlin und Gerhard Helgert aus Nürnberg. Balzer führt seit 2004 die traditionsreichen Rackow-Schulen mit Standorten in Berlin und Frankfurt am Main. Helgert ist Gründer eines Mädcheninternats sowie der reformpädagogischen Jenaplan-Grundschule in Nürnberg. Tina Veigel aus Mainz und Udo Hermesdorf aus Hennef wurden als weitere Vorstandsmitglieder erstmals in den Vorstand gewählt. Veigel betreibt seit 1996 eine private Wirt- schaftsschule in Mainz. Ihre Themenschwerpunkte sind vor allem der Bereich der digitalen Bildung. Hermesdorf ist Gründer der VESBE Trägergesellschaft gGmbH und des Europäischen Berufskollegs mit Sitz in Hennef. Er wird seine Kompetenzen insbesondere für den Bereich der Arbeitsmarktdienstleistungen in den Vorstand einbringen. Gerhard Helgert, Udo Hermesdorf, Dagmar Mager, Dr. Klaus Vogt, Tina Veigel, Tim Balzer, Joachim Böttcher (Ehrenpräsident), v. l. n. r. 28 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
AUS DE M V E RBA N D Neue Fachgruppe „Internationales“ gegründet Am 30. März traf sich die VDP-Fachgruppe „Interna- tionales“ zum ersten Mal in Berlin. Eröffnet wurde die Sitzung von VDP-Präsident Dr. Klaus Vogt, der die zukünftigen Schwerpunktthemen der Fachgruppe vorstellte und weitere Themen mit den Teilnehmern diskutierte. Zukünftige Themenschwerpunkte sind unter anderem: » Best-Practice Beispiele aus dem Ausland (z. B. im Bereich der digitalen Bildung). » Lehrerausbildung: Vor allem im Hinblick auf den großen Lehrkräftemangel und die Internationa- lisierung des Bildungswesens muss auch die Leh- rerausbildung an die Anforderungen der Zukunft angepasst werden. » Bildungsexport: Ziel ist es, Bildungsexport als Chance für freie Bildungseinrichtungen zu erkennen und wahrzunehmen. » Schüleraustausch ins Ausland: Wie können Schulen Schüleraustausche anbieten/unterstützen? Welche Hilfestellungen können sie geben, zum Beispiel den richtigen Ansprechpartner bei einem anstehenden Aufenthalt im Ausland vermitteln? Als Fachgruppenvorsitzende wurde Pia Effront (Ecole Moser Berlin/Genf/Nyon) und als Stellvertreter Dr. Christian Engel (ProGenius Private Berufliche Schu- le Darmstadt) einstimmig ohne Enthaltungen und Gegenstimmen gewählt. Im zweiten Teil der Sitzung waren externe Referenten geladen, die mit ihren Vorträgen erste Impulse in die Fachgruppe einbrachten. Pim Pollen, CEO der CBE Group, und seine Geschäftspartnerin Margareth de Wit aus Amsterdam gaben einen spannenden Einblick in das Konzept der weltweit gegründeten Steve-Jobs- Schulen „High Performing in Leading & Learning“. Der Start-up-Gründer Jonas Kehrbaum stellte im Anschluss sein Unternehmen „Epro 360“ vor, das Stipendien für ein USA-Studium vermittelt. Die Fachgruppe war mit ca. 40 Teilnehmern gut besucht, was den Bedarf einer internationalen Fachgruppe widerspiegelt. Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 29
PA RT N E RSC H A F TE N Vom Lehrerzimmer zur Lehrerlounge ekz.bibliotheksservice GmbH, Bibliothekarische Direktion/Schule und Bibliothek von Angelika Holderried, Ein Gruppentisch, ein paar Stühle und Schränke und fertig ist die Möblierung des Lehrerzim- mers – solche Raummodelle gibt es an vielen Schulen. Tatsächlich haben Architekten und Schulleiter bisher dem Arbeitsbereich der Leh- rer wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies scheint sich im Zeitalter von Ganztagsschulen und Inklusion langsam zu wandeln – eine Not- wendigkeit angesichts der Anfor- derungen, die heute an Lehrer gestellt werden. Laut KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ vom Dezem- ber 2016 sollen weiterführende Schulen die mit der Digitalisierung verbundenen Entwicklungen wie beispielsweise Internet der Dinge, Wirtschaft 4.0, smartes Handwerk über die Fachcurricula aller Fächer vermitteln und sich ständig aktiv um die Einbindung aktueller Inhal- te in den Unterricht kümmern. Doch wo ist die technische Infra- 30 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
struktur, um diese Inhalte zu recherchieren und für den Unterricht aufzubereiten? Mancher Pädagoge hat notgedrungen sein Homeoffice aufgerüstet, um dieses Arbeitspensum zu bewältigen. Doch auch das Einzelkämpfertum im heimischen Büro hat nicht unbedingt Zukunft. Es ist kein Geheimnis, dass wir es mit einer nie dagewesenen Heterogenität in der Schülerschaft zu tun haben und dass die Vor- aussetzungen, die die Kinder mitbringen, in Bezug auf Vorwissen, Lern- und Konzentrationsfähigkeit stark differieren. Um möglichst viele Schüler adäquat zu fördern, werden multiprofessionelle Teams eingesetzt, die den Lernfortschritt planen und begleiten. Die 2016 von vier Stiftungen (Bertelsmann, Robert Bosch, Mer- cator, Deutsche Telekom) gemeinsam herausgegebene Studie „Lehrerkooperation in Deutschland“ von Hans Anand Pant und Dirk Richter folgert: „Teamarbeit im Lehrerkollegium – unter Einbezug anderer Professionen wie Sozialarbeiter und Schulpsychologen – ist ein Schlüssel dafür, mit der wachsenden Vielfalt in den Schulklassen umzugehen und Schüler besser indivi- duell fördern zu können.“ Doch wo sind die Raumkonzepte, um in der Schule kooperativ und multimedial gestützt zu arbeiten? Her- kömmliche Lehrerzimmer bieten in der Regel weder eine moderne Technik-Infrastruktur noch Möglichkeiten, um professionelle Lerngemeinschaften und Lesson-Stu- dy-Konzepte zu fördern. „Dafür haben wir keinen Platz und kein Geld“, hört man in diesem Zusammenhang oft. Doch selbst in Bestandsbauten lässt sich mit intelligenten Lösungen einiges erreichen. Räumliche Differenzierung bedeu- tet nicht notwendigerweise Wände einzureißen und alles grundlegend zu verändern. Allerdings genügt es auch nicht, einfach eine Sofagruppe zu integrieren. Um eine passgenaue Lösung zu erreichen, ist ein Konzept erforderlich. Anzeige Minna-Specht-Gemeinschaftsschule, Reutlingen Teamwork im Lehrerzimmer Moderne Raumkonzepte unterstützen die Zusammen arbeit in (multiprofessionellen) Teams und schaffen Zonen für die individuelle Unterrichtsvorbereitung: Lehrerarbeits - bereich, Technikkabinett, Besprechungszone oder Lehrerlounge – wir beraten, planen und realisieren. Das Infoblatt „Vom Lehrerzimmer zur Lehrerlounge“ erhalten Sie bei: Angelika.Holderried@ekz.de, Telefon 07121 144-105. Wir beraten Sie gerne. ekz.bibliotheksservice GmbH • 72764 Reutlingen • www.ekz.de Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 31
Welche Funktionen sollen die neuen Leh- rerbereiche erfüllen? 1. Kommunikation, Konferenz, Besprechung 2. Technik, Materialienfundus, Stauraum 3. Einzelarbeit 4. Rückzugsort und Relaxzone Werden diese Funktionen sinnvoll kombiniert und die Räume mit flexiblem Mobiliar ausge- stattet, können diese auch kostengünstig an die neuen Anforderungen angepasst werden. „Mul- tifunktionale Nutzung“ ist das Schlagwort. Die ersten Schulen haben sich bereits auf den Weg gemacht. Weitläufige Arbeitsbereiche mit Grup- pentischen, Schrankwände mit abschließbaren und offenen Fächern für jeden Mitarbeiter sowie Präsentationsbereiche für Konferenzen sind Bei- spiele für eine gelungene Raumgestaltung. Nach der Umsetzung fühlen sich viele Schulen optimal für den Schulalltag gewappnet und stellen ein verbessertes Arbeitsklima fest. Umgestaltung mit Konzept ist eben der erste Schritt zum Erfolg. Bilder: © Wilhelm-Hauff-Realschule in Pfullingen 32 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
PA RT N E RSC H A F TE N Innovative Benefits sind bei Lehrern und Lehrerinnen gefragt von Dirk Lauffer Neue Lehrkräfte finden, die eigenen Mitarbeiter binden und motivieren, das ist mittlerweile zu einer echten Herausforderung für alle Schulen geworden. Das Gehalt ist sicher einer der wesentlichen Faktoren, mit dem geeignetes pädagogisches Personal gewonnen werden kann. Aber leider sind die Lohn- und Lohnnebenkos- ten einer der größten Kostenblöcke an deutschen Schu- len. Ein Grund dafür ist, dass Deutschland weltweit zu den Ländern mit der höchsten Abgabenbelastung gehört. Zum Ausgleich hat der Staat in den letzten Jahren eine ganze Reihe an steuerfreien und pauschal besteuerten Begünstigungen in das Einkommenssteuer- und Sozialversicherungsrecht aufgenommen. Eine Möglichkeit ist die Netto-Entgelt-Optimierung. Dahinter verbergen sich intelligente Lohnbausteine, die keiner oder nur geringer Steuer- und Sozialabgabenbe- lastung unterliegen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: vom Dienstrad über Erholungsbeihilfe, Essensschecks, Zuschüsse zum Festnetzanschluss und Mobiltelefon oder eine Internetpauschale. Ziel eines jeden Baustei- nes ist es, dass der Mitarbeiter am Monatsende mehr Nettoeinkommen erhält, ohne dass sich die Lohn- und Lohnnebenkosten maßgeblich erhöhen. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Mitarbeiter bittet um eine Gehaltserhöhung um monatlich 75,- Euro netto. Für die Schule bedeutet das ungefähr 180,- Euro Mehr- kosten. Eine Karte, mit der der Mitarbeiter bei über 1.000 Akzeptanzpartnern in Deutschland bezahlen kann, könnte hier Abhilfe schaffen. Die Kosten für die Schule sinken von 180,- auf rund 90,- Euro. Durch das frei gewordene Budget kann der Mitarbeiter sogar noch einen zusätzlichen Benefit erhalten. Das ist innovative Mitarbeiterbindung! Doch noch bleiben einige Fragen offen: Welche Möglichkeiten gibt es? Welches Konzept passt für meine Schule und Mitarbeiter? Wie steht es um die Rechtssicherheit? Wer organisiert den reibungslosen Ablauf? RatioProtect beantwortet diese Fragen. Das Unternehmen erarbeitet passgenaue Konzepte. Im Anschluss werden die Mitarbeiter informiert und über ein Onlineportal kann der Mitarbeiter seine Wunschbausteine auswählen. Dadurch entsteht kaum Verwaltungsaufwand – lediglich sieben Minuten pro Mitarbeiter jährlich. Jedes Konzept wird vorab durch eine externe, spezialisierte Anwaltskanzlei geprüft. Erst wenn das zuständige Betriebsstättenfinanzamt die Genehmigung erteilt, wird es umgesetzt. Weitere Informationen unter www.ratioprotect.de Dirk Lauffer Geschäftsführer CuP Versicherungsmakler GmbH & Co. Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 33
Anzeige © Lehrer finden, Lehrer binden, Lehrer motivieren. Finden Sie auch, dass es immer schwieriger wird gute Lehrer zu finden? Außerdem möchten Sie, dass die guten Kräfte auch in Ihrer Schule bleiben und mit Engagement bei der Sache sind? Dann sorgen Sie dafür, dass Ihr Personal am Monatsende ein bisschen mehr Geld auf dem Konto hat, ohne dass Ihre Kosten steigen. Das Zauberwort heißt Netto-Entgelt-Optimierung. Interessiert? Dann rufen Sie uns an. Für Sie sind wir nur so weit entfernt, wie Ihr nächstes Telefon: 0911-95 76 35-0 RatioProtect Bahnhofplatz 8 90762 Fürth Fax: 0911-957635-99 info@ratioprotect.de www.ratioprotect.de RatioProtect ist eine Marke von Customer und Partner Versicherungsmakler GmbH & Co. KG 34 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft
I M PR E SSUM Ausgabe Heft 1, 93. Jahrgang, Juni 2017 Erscheinungsweise Die FBuE erscheint halbjährlich (Juni und November). Herausgeber Verband Deutscher Privatschulverbände e. V. (VDP) Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft Reinhardtstr. 18, 10117 Berlin Äußerungen des Verbands werden als solche gekennzeichnet. Alle anderen Beiträge geben die Meinung des jewei- ligen Verfassers wieder. Beiträge und Besprechungsexemplare werden an die Geschäftsstelle erbeten. Nachdruck und Vervielfältigung jeglicher Art nur mit Genehmigung des Herausgebers. Redaktion Rober Renner, Pressesprecher VDP-Bundesgeschäftsstelle Reinhardtstr. 18, 10117 Berlin t: 0 30 / 28 44 50 88 - 0 f: 0 30 / 28 44 50 88 - 9 Anzeigen presse@privatschulen.de Die aktuellen Mediadaten erhalten Sie auf www.privatschulen.de. Layout und Satz explonauten.net GmbH, Berlin www.explonauten.net Autoren dieser Ausgabe Susanne Eisenmann Prof. Dr. Hubert Esser Axel Graefe Angelika Holderried Ellen Jacob Kirsten Käss Dirk Lauffer Christina Metke Jürgen Oelkers Eva Reichert-Garschhammer Robert Renner Dr. Klaus Vogt
VDP Bundesgeschäftsstelle Reinhardtstr. 18 10117 Berlin t: 0 30 / 28 44 50 88 - 0 f: 0 30 / 28 44 50 88 - 9 vdp@privatschulen.de www.privatschulen.de